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Biblischer Impuls - Oktober 2020

Liebe Brüder,

von Beruf war sie Krankenschwester gewesen, um die 75, alleinstehend. Als ich eines Tages fragte: „Für Konfirmanden beten?!“, meldete sie sich umgehend. In den nächsten Jahren fragte sie: „… und wann bekomme ich die neue Namensliste?“ Ich hatte eine treue Beterin gefunden, die nicht viel aus sich machte. Jahre vergingen. Irgendwann erfuhr ich: Sie liegt im Sterben. Ich habe mich bereit erklärt, für einige Stunden die Nachtwache an ihrem Bett im Krankenhaus zu übernehmen. Als ich kam, war sie schon bewusstlos, an Geräten angeschlossen, atmete schwer. Es ging dem Ende zu. Ich betete mit einigen Strophen aus dem Gesangbuch und wurde dann still. Und mitten in diese Stille hinein hörte ich plötzlich in größeren Abständen eine leise Stimme: "Herrlichkeit … Herrlichkeit … Herrlichkeit!“ Ich war tief berührt, nahm meine Bibel und verfolgte die Spur „Herrlichkeit“ weiter. Da schreibt der Apostel Paulus: Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll (Römer 8,18).

Im Blick auf das Ziel der Wege Gottes sagt Paulus: So auch die Auferstehung der Toten: Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit (1. Korinther 15,42.43). Und der Seher Johannes beschreibt: Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm (Offenbarung 21, 23). Damit erinnert er uns daran: Das Kreuz Jesu ist das Tor zur Herrlichkeit Gottes.

Es war schon Mitternacht vorüber, als ich nach Hause fuhr. Ich hatte Abschied genommen von einer stillen, treuen Beterin, tief berührt von dem Wort Herrlichkeit.

Möge uns Jesus, unser Herr, mit dem Wort in unserem Gebetsdienst ermutigen, auf den das Gebet, das die ganze Welt umspannt, zuletzt abzielt - „Denn dein ist die Herrlichkeit ...“

Seid Ihm befohlen, mit herzlichen Segensgrüßen

Euer Ulrich Müller